Eilenburg: Museum widmet Grafikerin Roma Kratzsch erstmals eine Werkschau
Source: LVZ - Leipziger Volkszeitung
Eilenburg. Eilenburgs Stadtmuseum zeigt seit Sonntag Werke einer Frau, die in der Muldestadt viele künstlerische Spuren hinterlassen hat und deren Miniaturen mit Ansichten ihrer Heimatstadt auch heute noch in vielen Wohnzimmern hängen dürften: Roma Kratzsch-Lange. In diesem Jahr wäre sie 105 Jahre alt geworden. Das Museum widmet der Künstlerin erstmals eine Werksschau. Zu sehen ist ein Querschnitt ihres künstlerischen Schaffens.
Etwa 150 davon sind Karikaturen, die Roma Kratzsch-Lange für Glückwünsche zu allen möglichen Anlässen schuf. Weil sie sehr individuell gestaltet waren, waren sie bisher in der Öffentlichkeit nicht so bekannt. Dass sie jetzt Fokus rücken, ist auch vielen Eilenburgern zu verdanken, die ihr Eigentum dem Museum für diese Schau zur Verfügung stellten. Kurator Andreas Flegel war es sehr wichtig, eine solche Ausstellung noch in seiner sich dem Ende nähernden Amtszeit als Museums-Chef zu organisieren: "Ich habe sie als Gebrauchsgrafikerin und Künstlerin sehr geschätzt."
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Geboren wurde Roma Kratzsch-Lange am 19. November 1919 als Tochter der Fleischerfamilie Lange. Nach der Schule studierte sie in Leipzig Kunst. 1945 wurde ihr Sohn Thomas geboren. Doch schon kurze Zeit später musste sie als alleinerziehende Mutter für den Unterhalt ihrer kleinen Familie sorgen. In der Nachkriegszeit schlug sie sich mit dem Entwurf von Schnittmusterbögen für Kleider durch.
Später konnte Roma Kratzsch-Lange wieder zu ihrer eigentlichen Profession zurückkehren. Sie malte Aquarelle, auf denen bekannte Motive der Muldestadt zu sehen sind. Ihre Miniaturen waren besonders beliebt, die Eilenburger verschickten diese gern an ihre Verwandten.
Im schon fortgeschrittenen Alter fiel ihr das Malen immer schwerer und sie frönte meist nur noch ihrer zweiten Leidenschaft: umfangreichen Spaziergängen. Eines ihrer letzten Werke war das Logo des Windhund-Clubs Eilenburg, welches sie dem Verein schenkte. Auf Pokalen, Urkunden und auch auf weiteren Veröffentlichungen ging es schon viele Tausend Mal an die Windhundfreunde in Europa.
Mitte 2006 war die Eilenburgerin im Alter von 86 Jahren gestorben. Rund ein halbes Jahr später wurde ihr einstiges Wohnhaus in der Kellerstraße, aus dem sie Jahre zuvor ausgezogen war und in dem sich ihr Atelier befand, abgerissen. Der Burgverein wollte es damals als Kassenhaus für die Bergkeller herrichten, doch die Sanierung erwies sich als unwirtschaftlich.