Großzügige Bielefelder ermöglichen 200 Kindern ein Schwimmtraining
Source: News aus OWL
Author: Jens Reichenbach
Bielefeld. Es gibt viele Gründe, warum immer mehr Kinder nicht schwimmen können. So sei es nur noch 50 Prozent der Schulen möglich, eine Schwimmausbildung anzubieten, sagt Frank Rabe, Generalsekretär des Schwimmverbandes NRW. Außerdem habe sich die Zahl der Schwimmbäder in NRW um 40 Prozent reduziert. Auffangen könnten diese Mängel die Schwimmvereine, doch denen fehlen Schwimmlehrer.
Als Dieter Timmermann von dieser gefährlichen Entwicklung erfuhr, entschied sich der Präsident des Bielefelder Rotary-Clubs "Waldhof", gegen diesen Trend etwas zu unternehmen. Er holte die anderen drei Rotarier-Clubs (Bielefeld, Süd und Sparrenburg) in ein gemeinsames Boot und stach mit einem NRW-weit einzigartigen Konzept in See: "Wir finanzieren die Ausbildung von 20 jungen Schwimmtrainern, damit diese noch in diesem Jahr 200 zusätzlichen Kita- und Grundschulkindern das Schwimmen beibringen können", erklärt Timmermann. 25.000 Euro haben die vier Clubs dafür zusammengetragen und mit dem Schwimmclub Dornberg einen Partner gefunden, der das Training fachlich durchführt.
Felix Burmeister, Schwimmsport-Lehrbeauftragter an der Uni Bielefeld, aktiver Sportlehrer und Mitglied des Schwimmverbandes NRW, hat das besondere Rotary-Projekt geplant und durchgeführt.
Aus seiner Sicht hakt es in Sachen Schwimmenlernen in Bielefeld vor allem an einer Stelle: "Der entscheidende Engpass bei uns sind die Trainer in den Vereinen." Bielefeld verfüge zum Glück über erfreulich viele Bäder, die Vereine hätten auch die nötigen Kurszeiten, sie könnten nur längst nicht so viele Nichtschwimmer aufnehmen, wie es derzeit nötig sei.
Mit den 20 zusätzlichen Trainern - teils Sportstudierende und teils Vereinsschwimmer - sollen die elf Bielefelder Schwimmsportvereine künftig bei der Ausbildung verstärkt werden. Deshalb musste sich jeder angehende Trainer, der noch bei keinem Schwimmverein untergekommen war, einem der elf Clubs anschließen. "Das hat genauso gut und schnell geklappt wie die Akquise der Interessierten." Dabei war die Voraussetzung für die Teilnahme ein Basistrainerschein. "Wir konnten für dieses Aufbaumodul keine Anfänger nehmen", betont Burmeister.
Der Schwimmverband NRW, im Land zuständig für die Ausbildung von Schwimmtrainern, konnte den Absolventen sogar noch ein kleines Materialpaket mitgeben: "Wir begleiten die Ausbildung bis zum Beckenrand", sagt Rabe. Allerdings könne der Verband solche Aktivitäten wie von den Bielefelder Rotariern nicht selbst in den 427 Kommunen in NRW aufbauen. "Deshalb sind wir sehr dankbar, hier vor Ort so große Unterstützung zu erfahren", sagt der Generalsekretär.
Denn der übliche Lehrgangsort für neue Schwimmtrainer ist das Ausbildungsbad in Übach-Palenberg im Kreis Heinsberg - aus ostwestfälischer Perspektive auf der anderen Seite des Landes NRW. Das sei für manche Interessenten schon ein Hemmnis, betont Felix Burmeister. Ein Absolvent hatte ihm gesagt, dass eine Ausbildung an der niederländischen Grenze für ihn aus familiären Gründen nicht in Frage gekommen wäre.
Dieter Timmermann ist angesichts der erfolgreichen Idee und der gelungenen Ausbildung 20 neuer Schwimmlehrerinnen und -lehrer bereits euphorisch. Er könne sich durchaus vorstellen, weitere Rotary-Clubs im Land für die Sache zu begeistern und so flächendeckend etwas für die Schwimmfähigkeit der Kinder zu tun.
Burmeister betont, dass er nach einem Jahr eine Bilanz ziehen wolle. "Wir wollen natürlich wissen, ob es mit den 20 neuen Trainern wirklich möglich war, 200 Kindern das Schwimmen beizubringen." Denn nicht überall stehen den Ausbildungsvereinen ausreichend Zeiten in den Bädern zur Verfügung. Er habe aber Hoffnung, dass die Vereine künftig mehr Kurse parallel anbieten könnten. Sollte das Projekt glücken, ist eine Wiederholung nicht ausgeschlossen.