Carfreitag in Dortmund: Pfeife im Auspuff, Lachgas im Auto
Source: Westfalenpost
Author: Lisa Goedert
Dortmund. Großkontrolle der Dortmunder Polizei zum Carfreitag: Mehrere Autos werden aus dem Verkehr gezogen, Lachgas-Konsumenten vergeht das Grinsen. Eine Bilanz.
Der Karfreitag ist nicht nur Christen heilig. Umgetauft zum Carfreitag, wurde er am Dortmunder Wall wiederholt zum Fest für Tuner, Raser und Autoposer. Das hat sich sogar bis Hamburg herumgesprochen, wie sich bei der Kontrolle eines Audi R7 mit Kieler Kennzeichen herausstellt. Die beiden Norddeutschen dürften angesichts der langen Anreise jedoch enttäuscht sein: In Dortmund dominierte am Carfreitag das Blaulicht.
Kurz nach 21 Uhr, wenige Gehminuten vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt. Mehrere Polizei-Transporter blockierten den rechten Streifen vor dem Harenberg City-Center, die Spur wurde mithilfe von Pylonen und Blitzleuchten für die Kontrolle abgegrenzt. Die ersten Kandidaten ließen nicht lange auf sich warten. Die Insassen eines gelben Audi R8 wurden darauf hingewiesen, dass das Drehen von mehreren Runden auf dem Dortmunder Wall eine Geldstrafe zufolge hat - was offenbar ernst genommen wurde, denn das Fahrzeug tauchte kein weiteres Mal auf.
Anders ein Mercedes AMG: er fiel durch dreifaches Vorbeirauschen auf, fuhr Verkehrsdienst-Leiter Thomas Raff dann in der Kontrollstelle auch noch fast über den Fuß. Fand der erfahrene Polizist nicht lustig: "Wenn Sie jetzt weiter hier Runden drehen, dann habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann Sie bis morgen Früh einsperren, oder ich nehme Ihnen das Auto ab." Das saß.
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Aufwändiger wurde es bei einem Ford Mustang Ecoboost Sonderedition mit 320 PS. Der Fahrer war eigentlich zuversichtlich, dass alle Veränderungen ausreichend dokumentiert sind und überreichte einen ganzen Stapel Papiere. Polizeioberkommissar Yannick Stüwe entgeht jedoch nichts. Nach eingehender Prüfung stellte er fest, dass Heckdiffusor, Frontlippe und Heckscheibenabdeckung nicht ordnungsgemäß abgenommen wurden. Der Fahrer bekam ein Verwarngeld von 25 Euro aufgebrummt und den Auftrag, sich zügig um eine korrekte Zulassung der Teile zu kümmern.
Bei einem in die Jahre gekommenen 3er-BMW war es damit nicht getan. Für Laien sieht das graue Fahrzeug völlig unauffällig aus, doch der geschulte Blick der Verkehrspolizei förderte Erschreckendes zutage. Die Handbremse griff nicht mehr, schlimmer Zustand der Karosserie, illegal veränderte Lichtblickanlage, ungenehmigte Scheinwerfer, falsche Federung, und dann das absolute Highlight: Im Auspuff wurde für eindrucksvolleren Sound eine Art Hundepfeife verschraubt.
"Das ist das Billigste, was ich je aus einem Auto rausgeholt hab", sagte der Beamte, der das Metallteil aus dem Abgasrohr schraubte. Wegen seines fragwürdigen Gesamtzustandes musste der BMW sofort von der Straße, wurde abgeschleppt und zum Gutachter gebracht. Zum Ärgernis des Halters, der samt Begleitung jetzt 90 km mit der Bahn zurück nach Neuss tuckern muss.
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Noch absurder wurde es dann bei der Überprüfung eines VW Golf, in dem vier junge Männer saßen, die sich auffällig verhielten. Den Beamten war aufgefallen, dass der Beifahrer offensichtlich Lachgas konsumierte. Bei der nächsten Runde wurden sie rausgewunken, was zunächst auf Unmut stieß. Ein Polizist erklärte der Partygesellschaft geduldig: "Ihr fahrt hier vorbei, grölt, hört laute Musik, wollt Aufmerksamkeit. Die habt ihr jetzt." Das schien den Beifahrer so sehr zu amüsieren, dass er sich beim Entsorgen der Lachgasflaschen gleich noch einen Ballon vor den Beamten reinzog und spöttisch kommentierte: "Was denn, ist doch nicht verboten!"
Verboten ist allerdings das ungesicherte Mitführen dieses Gefahrenguts im Auto. Bedeutet: 300 Euro Strafe und einen Punkt für den Fahrer, 500 Euro und einen Punkt für den bis dahin gutgelaunten Beifahrer, der als geständiger "Verlader" der Flaschen noch härter bestraft wurde. Das fand dann keiner mehr lustig.
Gegen 1 Uhr nachts wurde die Kontrollstelle zurückgebaut, der Carfreitag ist aus Sicht der Einsatzkräfte äußerste ruhig verlaufen. Das sei auch ein Ergebnis der verstärkten Präsenz, seit zu Coronazeiten teilweise bis zu 2000 Fahrzeuge und ebenso viele Zuschauer sich über Wochen hinweg regelmäßig am Wall tummelten. Zudem schien sich die Szene fürs Jahr 2024 eher auf den Niederrhein konzentriert zu haben.