600 Legehennen leben in zwei Scharen auf dem Biohof Paas
Source: http://www.rga.de
Author: Susanne Koch
Burscheid. Eine große Schar Hennen kommt gackernd auf Frank Paas zugelaufen. Sie sind neugierig und überhaupt nicht scheu vor Menschen. Frank Paas ist froh, dass er die 300-köpfige Hühnerschar außerhalb der gewohnten Zeit aufsucht. "Dass der Zaun hier gestern vom Wind umgeweht wurde, habe ich noch gar nicht bemerkt", sagt der Biobauer. "Schnell richtet er den Zaun wieder auf und die Gefahr, dass die Hühner auf die Straße rennen, ist gebannt."
Frank Paas hat den Hof 1991 von seinem Vater übernommen. Gemeinsam mit seiner Frau Julia, die den Beruf auch noch gelernt hat, bewirtschaftet er den Hof. "Unser Schwerpunkt ist die Milchkuhhaltung", sagt er. "Wir haben insgesamt 100 Rinder, davon 60 Milchkühe. Der Rest ist weibliche Nachzucht." 2016 hat das Ehepaar den Entschluss gefasst, den Hof auf biologische Landwirtschaft umzustellen. "Die Arbeit auf dem Hof ist unglaublich vielseitig und erfüllt uns nach wie vor", sagt Frank Paas.
Das erste Mal erwähnt wurde der Hof 1311. Dann verschwand er aus den Büchern. Und tauchte erst Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf. Das Ehepaar führt den Hof bereits in der dritten Generation. Die Oma hatte ihn 1945 übernommen. Ostern wird die ganze Familie feiern von der Uroma bis zur Enkeltochter. "Das ist auch für uns ein richtiges Fest."
Rund 600 Legehennen leben in Scharen auf dem Biohof. Jeweils 300 scharren und futtern rund um einen großen fahrbaren Stall. Die fahrbare Stelle werden mehrmals im Jahr verlegt. "Die Eier legen die Hühner in dafür vorgesehene Nester im Stall", sagt Franz Paas. "Wenn das Ei ins Nest gefallen ist, rollt es von da aus automatisch auf einem Band bergab. Wir holen sie anschließend da heraus und legen sie in Eierkartons."
Die Eier - Größe M, ab 53 Gramm, und Größe L, ab 63 Gramm, verkauft der Biohof Paas für 50 Cent das Stück. "Unsere Kundinnen und Kunden finden sie immer schon in unserem Verkaufshäuschen bereitgestellt", sagt Frank Paas. "Die kleineren Eier sortieren wir vorher aus." Jetzt vor den Ostertagen, aber auch vor Weihnachten, kauften die Kunden mehr Eier als sonst.
Die frei laufenden Hühner können nicht ganz vor Feinden geschützt werden. "Wir haben es mit Vogelscheuchen versucht. Es hat nicht geklappt. Ein bis zwei Hühner verlieren wir pro Woche an den Habicht", sagt Frank Paas. Dass der Fuchs sich nicht noch in der Hühnerschar Beute fängt, soll der elektrisch geladene Zaun verhindern.
Die Hühnerscharen bleiben etwa 12 bis 14 Monate auf dem Hof, dann sind sie sehr nah an der Mauser. Die Eier werden dünn und brüchig. Die Schar wird dann an den Schlachter verkauft. Nicht so Hahn Willi. Er stolziert über den Hof, gefolgt von zwei Hennen. Dass er sehr gut Krähen kann, zeigt er umgehend. "Den Hühnerstall reinigen wir von Grund auf, nachdem eine Schar weiterverkauft wurde, wir desinfizieren ihn, bis nach einer kleinen Pause, die nächste Schar einzieht. Die Hühnerscharen sind in ihrem Verhalten sehr unterschiedlich", sagt Frank Paas.
Neben den Hühnern und Kühen hat die Familie Paas auch noch sechs Pensionspferde aufgenommen. "Darum kümmert sich meine Frau hauptverantwortlich", sagt Frank Paas. "Und sie sitzt jeden morgen an den Bögen, die jeder Landwirt ausfüllen muss. Man kommt in Teufels Küche, wenn man das ein paar Tage liegen lässt."
Insgesamt bewirtschaftet die Familie Paas 73 Hektar. "Wir produzieren Futter für unsere Tiere", sagt Frank Paas. "Und Hühnerfutter und Kuhkraftfutter in Bio-Qualität füttern wir zu", sagt Frank Paas. "Die Bio-Haltung besagt auch, dass unsere Wartezeiten, wenn Tiere krank sind und Medikamente nehmen, doppelt so lang ist wie auf normalen Höfen." Seit dem 1. Januar ist der Biohof Paas auch von Naturland zertifiziert und ist dort jetzt Mitglied.
Genossenschaftlich organisiert ist der Hof auch. "Wir sind Genossenschaftler der Arla Molkerei", sagt der Biobauer. "Einen Teil unserer Milch verkaufen wir ab Hof, der Rest wird alle zwei Tage von der Molkerei abgeholt. Das Schöne an der Genossenschaft, wir bestimmen mit, welche Produkte noch entwickelt und an die Kundinnen und Kunden gebracht werden." Insgesamt 1250 Liter Milch täglich werden auf dem Hof produziert.
Der Tag auf dem Hof beginnt morgens um 6.30 Uhr mit dem Melken der Kühe. Anschließend frühstückt die Familie. "Im Winter kümmern wir uns überwiegend um die Pflege der Tiere, im Sommer kommt das Bestellen der Felder hinzu", sagt Frank Paas. "Unser Arbeitstag endet meistens um 19 Uhr, 19.30 Uhr, nachdem wir um 17.30 Uhr die Kühe ein zweites Mal gemolken haben."
Dass Frank Paas seine Arbeit liebt, wird im Gespräch deutlich. "Und wir bereuen es nicht, unseren Hof auf Biolandwirtschaft umzustellen", sagt er. "Einzig die Bürokratie sei immer mehr geworden. Das sei schon sehr erdrückend."