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In diesen Dresdner Schulen fallen die meisten Stunden aus

In diesen Dresdner Schulen fallen die meisten Stunden aus

Source: DNN - Dresdner Neueste Nachrichten
Author: Ingolf Pleil

Dresden. Die Elternvertretung in Dresden hatte schon nach den ersten Monaten des Schuljahres darauf hingewiesen, jetzt wird der Kreiselternrat durch die aktuellen Zahlen aus dem Kultusministerium bestätigt: Unterrichtsausfall gehört in der Landeshauptstadt weiterhin zum Schulalltag, teilweise in extremem Ausmaß.

Besonders schwer betroffen sind die Förderschulen. Für die Albert-Schweitzer-Schule, ein Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen, weist die aktuelle Statistik des Freistaats für das erste Halbjahr im Schuljahr 2023/24 einen planmäßigen Ausfall von 25,8 Prozent aus. Zwei Prozent außerplanmäßiger Ausfall kommen noch hinzu.

An der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung Marienberger Straße sind es 22,8 Prozent planmäßiger Ausfall, hier kommen sogar 12,3 Prozent außerplanmäßiger Ausfall noch dazu. Bei insgesamt 35,1 Prozent Unterrichtsausfall findet mehr als jede dritte Stunde nicht so statt wie es eigentlich nötig wäre.

Beim planmäßigen Ausfall handelt es sich in der Hauptsache um Stunden, für die es keine Lehrer gibt. Der Freistaat hat bekanntlich seit Jahren Probleme, genügend Lehrkräfte zu finden. "Wir haben keinen Mangel an freien Stellen und Geld, es mangelt an grundständig ausgebildeten Bewerbern", heißt es da aus dem Kultusministerium. "Ich kann mir die Lehrer nicht backen", formuliert es Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auch mal drastischer. Für das zurückliegende Halbjahr kommt hinzu, dass landesweit 40 000 Unterrichtsstunden durch Warnstreiks ausgefallen seien.

Der Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung, Clemens Arndt, verweist gerade bei den Förderschulen noch auf weitere Aspekte. Die Belastung für das Personal sei ohnehin hoch, wenn dann Stellen unbesetzt sind, nehme sie weiter zu. Das kann dann wiederum zu Ausfällen bei den vorhandenen Lehrern führen. Zudem gebe es den Studiengang Sonderpädagogik derzeit nur in Leipzig. Häufig bleiben die Absolventen dort, wo sie ausgebildet worden sind.

Bei allen Schulformen handele es sich um die auch aus früheren Jahren bekannten Schwierigkeiten. Wenn Lehrerstellen nicht besetzt sind, muss beim Unterricht gekürzt werden. Dann gibt es nicht das volle Programm bei Kunst, Sport oder Förderunterricht. Die Kernfächer wie Mathe, Deutsch, Englisch oder Sachkunde sowie prüfungsrelevante Fächter sollen möglichst abgesichert werden.

Hohe Werte beim planmäßigen Ausfall können neben dem Lehrermangel beispielsweise auch durch Langzeiterkrankungen zustande kommen, die sich dann bei kleineren Schulen noch besonders stark auswirken können. Lasub-Sprecher Arndt verweist auch darauf, dass es angesichts der Einstellung von vielen jungen Lehrern in der letzten Zeit auch viel Personal mit kleinen Kindern gibt, die auch krank werden können. Schwangerschaften oder Elternzeiten können die Ausfallzahlen ebenfalls nach oben treiben.

Bei den Grundschulen in Dresden weist die Statistik des Freistaats für die 153. in der Friedrichstadt 21,4 Prozent außerplanmäßigen Ausfall aus. An der 90. Grundschule in Luga kam es zu 16,1 Prozent planmäßigem und 3,4 Prozent außerplanmäßigem Ausfall.

8,7 Prozent geplant und 8,3 Prozent ungeplant fielen an der 68. Grundschule aus, die wegen Baumängeln seit Beginn des Halbjahres ausgelagert werden musste. Stark betroffen waren auch die 6. Grundschule "Am Großen Garten" (15,7 planmäßig, 2,9 Prozent außerplanmäßig) und die 19. Grundschule am Jägerpark (8,1 und 10,5 Prozent). Der Durchschnitt bei den Grundschulen liegt in Dresden bei 1,3 Prozent geplantem Ausfall und fünf Prozent ungeplantem. Landesweit liegen diese Werte bei 0,8 und 4,4 Prozent.

Bei den Oberschulen liegen beispielsweise die 107. (Hepkestraße) mit 6,8 Prozent (planmäßig) und 11,8 Prozent (außerplanmäßig), die 66. Oberschule (Dieselstraße) mit geplant 9,4 Prozent und ungeplant 5,9 Prozent Ausfall sowie die 55. Oberschule an der Nöthnitzer Straße (8,0 und 6,7 Prozent) über dem Durchschnitt, der in Dresden bei 4,2 Prozent (geplanter Ausfall) und 7,4 (außerplanmäßig) liegt. Landesweit sind es 5,7 und 7,2 Prozent (außerplanmäßig) Ausfall an Oberschulen.

Auch die Gymnasien bleiben nicht verschont. Das Gymnasium Johannstadt (10,8 Prozent außerplanmäßig) und das Vitzthum-Gymnasium (0,2 Prozent planmäßig und 10,5 Prozent außerplanmäßig) liegen hier unter anderem über dem Durchschnitt von 0,5 (Plan) und 6,2 (ungeplant) Ausfall an Dresdner Gymnasien.

Glimpflich kamen die Gemeinschaftsschulen davon. Die Universitätsgemeinschaftsschule (Cämmerswalder Straße) weist 0,5 Prozent außerplanmäßigen Ausfall auf, die Gemeinschaftsschule Campus Cordis (Albertstadt) 2,9 Prozent. Geplanten Ausfall gab es an beiden Schulen nicht.

Der Kreiselternrat (KER) in Dresden hatte schon kürzlich gegenüber DNN erklärt, dass mit der aktuellen, dünnen Personaldecke "die meisten Schulen in Dresden nicht einmal den Grundbereich der lehrplanrelevanten Unterrichtsstunden abgedeckt" hätten. "In einem Schuljahr, das so kurz ist wie schon lange nicht, können so viele, auch prüfungsrelevante Inhalte nur ungenügend vermittelt werden", befürchtete KER-Chef Achim Horeni. Leider gebe die Schulbürokratie den Schulen, "anders als zu Corona-Zeiten, nicht die Mittel in die Hand, bei Prüfungen sinnvolle Stoffeingrenzungen zu schaffen". Auch wenn einzelne Stoffgebiete nur gestreift wurden, würden sie trotzdem geprüft.

Das könne sich für viele Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge noch "als fatal erweisen". Im KER gibt es Sorgen umd die benötigte Ausbildungs- oder Studierfähigkeit. In den Ausbildungsbetrieben könnten Mängel in Kernfächern wie Mathematik nur schwer kompensiert werden. In Zeiten des Nachwuchsmangels werde dies zähneknirschend umgesetzt, aber die Fachkräfte und Ausbilder in den Unternehmen seien dafür "weder didaktisch geschult noch die Dauerlösung für eine unzureichende Unterrichtsversorgung", erklärte KER-Vizechef Steve Federow.

Doch die Schüler werden wohl mit der Situation zurechtkommen müssen. Das Land versucht dabei, die Auswirkungen für die Prüfungen so gering wie möglich zu halten. "Die Unterrichtsabsicherung der Abschlussklassen hat Priorität", erklärte dazu Susann Meerheim aus der Pressestelle des Kultusministeriums. "Wir tun alles dafür, um den Unterricht abzusichern durch Vertretungen, Abordnungen und Lehrkräften aus dem Programm ,Unterrichtsversorgung'".

Die Lehrpläne hätten zudem immer einen zeitlichen Puffer. "Das heißt, Lehrpläne bieten verpflichtende Lerninhalte für rund 25 Unterrichtswochen, ein Schuljahr hat rund 38 Wochen", sagte Meerheim. Zusätzliche Förderungen gebe es unter anderem über das flexible Lernbudget, mit dem Schulen Personal binden können.