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"Partie an der Mulde": Stadt Döbeln zeigt im Mai besonderes Kretzschmar-Gemälde

"Partie an der Mulde": Stadt Döbeln zeigt im Mai besonderes Kretzschmar-Gemälde

Source: LVZ - Leipziger Volkszeitung
Author: Manuela Engelmann-Bunk

Döbeln. Der Maler und Grafiker Bernhard Kretzschmar, bedeutender Vertreter der Neuen Sachlichkeit und später Expressionist, ist einer von Döbelns bekanntesten Söhnen. In der Muldestadt wurde er 1889 geboren. In diesem Jahr ist sein 135. Geburtstag. Für die Stadt, die mittlerweile selbst über 36 Werke des 1972 verstorbenen Künstlers verfügt, war dies Anlass, über eine weitere große biografische Ausstellung zu Kretzschmar mit eigenen Werken und Leihgaben nachzudenken.

Natürlich hätte man gern eine Dauerausstellung mit den Arbeiten Kretzschmars, sagt Döbelns Museums- und Galeriechefin Kathrin Fuchs. Eine solche aber scheitert in der Geburtsstadt Kretzschmars an Räumlichkeiten, die sowohl die Sicherheitsanforderungen als auch die klimatischen Bedingungen für eine Präsentation seiner Werke erfüllen.

Die 36 Arbeiten, die man in Döbeln im Lauf der letzten Jahrzehnte erworben hat, umfassen alle seine Techniken, in denen Kretzschmar gearbeitet hat. Und sie werden im Depot des Museums aufbewahrt. Es sind Radierungen, Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen.

Ein von Bernhard Kretzschmar gestaltetes Plakat vom Döbelner Heimatfest 1914 gehört zu den Lieblingsobjekten von Kathrin Fuchs und Museumsmitarbeiterin Larissa Batt. "Das gibt es meines Wissens nach nirgendwo mehr im öffentlichen Besitz außer bei uns." 2018 hatte sie einen Hinweis für eine Auktion bekommen, auf der das Plakat angeboten wurde. Die Stadt konnte zuschlagen. Jetzt muss das Plakat noch restauriert werden.

Im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten erweitert die Stadt Döbeln ihre Kretzschmar-Sammlung immer weiter. Wenn man Glück hat, so Kathrin Fuchs, findet man kleine Druckgrafiken für unter 400 Euro. Beim Erwerb von Kretzschmars Ölgemälden bewegt man sich dann schon im fünfstelligen Bereich. Wie beispielsweise beim 2020 angekauften Ölgemälde "Meine Schwester mit Enkel", bei dem man nur knapp unter 10 000 Euro blieb. Die beiden großen Ölgemälde "Döbeln am Sonntag - Johannisstraße" und "Döbeln Ost" gehören inzwischen auch in diese Preisklasse. Allerdings befinden die sich bereits seit den 1920er-Jahren im Besitz der Stadt.

Finanziert werden solche Kunst-Ankäufe heute mit Unterstützung durch die Sächsische Landesstelle für Museumswesen. Dort muss die Stadt einen entsprechenden Antrag auf Förderung stellen, wenn sie ein Werk für ihren Museumsbestand erwerben möchte.

Und manchmal bekommt man eben auch etwas geschenkt. Zwei kleinere Ölgemälde Kretzschmars bekam die Stadt 2021 aus einem Nachlass. Für Kathrin Fuchs sind es ganz besondere Bilder, weil sie zu den ältesten Arbeiten Kretzschmars gehören, die sich im öffentlichen Besitz befinden. "Sie stammen aus der Zeit, als er in Dresden studiert hat, und sie haben einen großen Bezug zu seiner Heimatstadt Döbeln", erklärt sie. Diese Bilder hat Bernhard Kretzschmar wahrscheinlich gemalt, um sie zu verkaufen.

"Partie an der Mulde" hat man eines der namenlosen Gemälde in Döbeln genannt, weil es offenbar nach einer historischen Postkarte mit Döbelner Muldeblick gearbeitet wurde. Beide Ölbilder sind in sehr schlechtem Zustand gewesen, die "Partie an der Mulde" hat die Stadt Döbeln jetzt restaurieren lassen. Und sie wird das Bild Mitte Mai der Öffentlichkeit zum ersten Mal präsentieren.

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Allerdings nicht in der turnusmäßig für dieses Jahr geplanten großen Kretzschmar-Ausstellung. Das Döbelner Museum war 2014 das erste, in dem es seit der Wende 1989 wieder eine Personalausstellung von Kretzschmar-Werken gab. Und weil eine Dauerausstellung nicht möglich ist, soll der Künstler in seiner Geburtsstadt alle fünf Jahre mit einer Ausstellung gewürdigt werden. Nach 2019 wäre es jetzt wieder soweit. Dass daraus nichts wird, liegt an "Frauen-Schönheit-Schicht", einer Fotoausstellung mit Bildern von Barbara Köppe, die sich aus dem vergangenen Jahr in dieses verschoben hat. "Wir hatten diese Ausstellung schon sehr lange geplant."

Das Ölgemälde "Partie an der Mulde" wird am 19. Mai im Döbelner Rathaus unter dem Motto "Neues aus dem Museumsdepot" zu sehen sein. Auf diesen Pfingstsonntag fällt in diesem Jahr der Internationale Museumstag, an dem das Team des Stadtmuseums Döbeln sich wieder mit verschiedensten Angeboten beteiligt. Um 14.30 Uhr geht es los mit Informationen rund um die Restaurierung des Gemäldes "Partie an der Mulde". Später werden neue Zeitzeugen-Interviews im Museum präsentiert, es gibt eine Filmvorführung zur "Wende in Döbeln" und die Finissage zur aktuell laufenden Ausstellung "Konsens".

Ob die Kretzschmar-Ausstellung im kommenden Jahr umgesetzt wird, kann Kathrin Fuchs noch nicht verbindlich sagen. "Das hängt davon ab, wie wir dann finanziell aufgestellt sind." Denn eine Ausstellung mit Arbeiten eines der berühmtesten Söhne Döbelns bedarf nicht nur Leihgaben anderer Museen, sondern auch einer Kuratorin. Das Werk muss in einen bestimmten Bezug gesetzt werden. Alle bisherigen Kretzschmar-Ausstellungen hatten große Strahlkraft über Döbelns Grenzen hinaus. "Dieses Level wollen wir natürlich halten."