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Tot und lebendig: Deutschlands erster Quantenphysik-Escape-Room öffnet in Dresden

Tot und lebendig: Deutschlands erster Quantenphysik-Escape-Room öffnet in Dresden

Source: DNN - Dresdner Neueste Nachrichten
Author: Celina Kintopp

Dresden. Schrödingers Katze ist tot und lebendig gleichzeitig. "Hä?", war dann oft die erste Frage im Physikunterricht. Das Gedankenexperiment von Physiker Erwin Schrödinger ist das Berühmteste in der Quantenphysik und hat schon einige Schülerköpfe rauchen lassen. Um das in Zukunft zu verhindern und den Schülern sogar Spaß an solch komplizierten Themen zu bereiten, hat am Donnerstag der Escape Room "Katze Q" eröffnet - der erste Rätselraum zum Thema Quantenphysik. Der ist vor allem für Kinder konzipiert - und das, obwohl sich in dieser physikalischen Disziplin sogar erfahrene Wissenschaftler lange die Zähne ausgebissen haben.

"Katze Q" ist an das Gedankenexperiment von Schrödingers Katze angelehnt, das einen recht simplen Ausgangspunkt hat: Eine Katze sitzt in einer undurchsichtigen Kiste, zusammen mit einem Apparat und einem Gift. In dem Apparat befindet sich eine radioaktive Substanz, dessen Atome zu 50 Prozent zerfallen - oder eben nicht zerfallen. Sobald aber ein Atom zerfällt, wird eine Kettenreaktion ausgelöst, bei der das Gift freigesetzt wird - die Katze stirbt. Ob die Katze gestorben ist oder nicht, kann erst festgestellt werden, wenn die Kiste geöffnet wird. Solange das nicht geschehen ist, ist die Katze lebendig und tot - gleichzeitig. Die Quantenphysik geht davon aus, dass radioaktive Atomkerne überlagerte Zwischenzustände haben können - sie sind also zerfallen, aber auch nicht-zerfallen. Das Experiment bleibt aber gedanklich - Tiere können nicht wirklich tot und lebendig gleichzeitig sein.

Die Teilchen, die in der Quantenphysik untersucht werden, sind die Kleinsten, von denen wir wissen - kleiner als einen Nanometer. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist in etwa 50 000 bis 70 000 Nanometer dick. Diese "Quanten" verhalten sich anders, als erwartet. Beispielsweise bewegen sie sich nicht "einfach so" durch den Raum, sondern in Form von Wellen.

Ganz so kompliziert wie das Gedankenexperiment "Schrödingers Katze" ist der neue Escape Room nicht und auch radioaktive Substanzen sucht man vergeblich. Nur das mit der Katze und der Box hat das Exzellenzcluster ct.qmat der Universitäten Dresden und Würzburg in den Räumen der Technischen Sammlungen Dresden (TSD) übernommen. "Katze Q" hat dabei aber etwas mehr Platz bekommen: eine ganze "Quantenwohnung".

Das lebende und tote Tier lädt Kinder, Schulklassen und Familien zu 17 Rätseln in Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Bad ein. Dabei werden sie von der Stimme von Olaf Schubert begleitet. Ziel des Escape Rooms ist es, herauszufinden, ob "Katze Q" lebendig oder tot ist. "Physik ist wichtig für alles", sagte Roland Schwarz, Direktor der TSD, bei der Eröffnungsfeier, "Deswegen sollen die naturwissenschaftlichen Phänomene für jeden verständlich erklärt werden."

Alle Rätsel in der "Quantenwohnung" sind an quantenphysikalische Phänomene angelehnt, die den Kindern auf spielerische Art und Weise näher gebracht werden. So zum Beispiel das in Fachkreisen ebenfalls bekannte Phänomen der "kalten Chips". Das sind eigentlich Computerchips aus neuen Quantenmaterialien, die sich durch elektrischen Strom nicht erhitzen und Hightech damit künftig energiesparender machen sollen. Im Escape Room wurde aus der Erfindung ein Puzzle-Rätsel. Am Tag der Eröffnung begleiteten Kinder der Dresdner Universitätsschule im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren die Gäste - darunter auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Rektorin der TU Dresden Ursula Staudinger - durch die Räume von "Katze Q" und zeigten ihnen ihre Lieblingsrätsel.

"Man kann auch als Laie Spaß an Physik haben", sagte Matthias Vojta, der als Physik-Professor an der TU Dresden und ct.qmat-Sprecher maßgeblich an der Entstehung des Escape Rooms mitgewirkt hatte. Liebevoll wurde er zur Eröffnungsfeier deswegen auch - zusammen mit Spiel-Designer Phillip Stollenmayer als "Katzenpapa" eingeführt.

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Letzterer hat mit der Entwicklung der Spiele-App "Katze Q - Ein Quanten-Adventure" - ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster - das Vorbild für den frisch eröffneten Escape Room geschaffen. In dem Videospiel müssen die Nutzer einer halbtoten Katze helfen, aus einer Kiste zu entkommen und dazu verschiedene, physikalische Rätsel lösen. Die App wurde bis heute weltweit mehr als eine halbe Millionen Mal heruntergeladen und vielfach ausgezeichnet. Mit dem Escape Room erweckt Katze Q in der realen Welt zum Leben - oder eben auch nicht.