Stay on this page and when the timer ends, click 'Continue' to proceed.

Continue in 17 seconds

Dynamo Dresden nach dem 1:1 bei Jahn Regensburg am Boden zerstört

Dynamo Dresden nach dem 1:1 bei Jahn Regensburg am Boden zerstört

Source: DNN - Dresdner Neueste Nachrichten
Author: Jochen Leimert

Regensburg/Dresden. Jakob Lewald saß mit hängendem Kopf auf dem Rasen, starrte glasig auf die Grasnarbe. Kevin Broll hatte die Nase gestrichen voll, reagierte mit hochrotem Kopf dünnhäutig auf Nachfragen. Robin Meißner sprach in der Mixed-Zone mit leiser Stimme, brachte vor lauter Enttäuschung kaum ein Wort heraus. Bei Dynamo Dresden sah man am Samstagnachmittag nach dem 1:1 beim Tabellenzweiten SSV Jahn Regensburg nur Niedergeschlagenheit in den Gesichtern. Nachdem der erhoffte Auswärtserfolg schon greifbar gewesen war, ihn aber ein Elfmetertor für die Gastgeber noch kurz vor Schluss verhindert hatte, war der Frust bei den Schwarz-Gelben riesengroß. Jeder wusste sofort: Jetzt kann Dynamo im Kampf um den Aufstieg nur noch ein Wunder helfen.

Interimstrainer Heiko Scholz saß mit versteinerter Miene auf dem Podium im Presseraum. Der 58-Jährige bemühte sich aber um Haltung und gratulierte seinem Regensburger Kollegen Joe Enochs fair zum Punktgewinn. Der Görlitzer bedauerte sehr, dass nach dem 2:1-Erfolg am Mittwoch im Sachsenpokal nicht auch ein Dreier in der Liga gelungen war: "Da haben wir das erste Mal wieder das Gefühl für einen Sieg gehabt - deswegen ist das heute sehr bitter." Der von Jakob Lewald an Noah Ganaus verschuldete Foulelfmeter in der 89. Minute grämte Scholz enorm: "Wenn der ,Kuba' den wegspielt, dann sind vielleicht noch zwei Angriffe und dann gewinnst du hier 1:0. Dann wäre das ganz anders hier gewesen, dann wären wir drei Punkte ran. Jetzt sind die Köpfe natürlich erstmal unten, die Jungs fertig."

Ins Korn werfen will Scholz die Flinte aber noch nicht. Das machte er auch seinen Spielern klar: "Wir haben noch drei Spiele - ich habe alles schon erlebt im Fußball. Wir werden weiter Gas geben!" Das muss Dynamo auch, muss seine drei verbleibenden Spiele gegen den SC Verl, bei der SpVgg Unterhaching und gegen den MSV Duisburg ausnahmslos gewinnen, um vielleicht noch mit viel Dusel oben reinzurutschen. Doch ohne Schützenhilfe der Konkurrenz sind die Schwarz-Gelben chancenlos - bei fünf Punkten Rückstand auf den Drittplatzierten aus Münster und sechs auf den Zweiten aus Regensburg. Und auch Rot-Weiss Essen mischt noch mit, kann am Sonntagmittag (13.30 Uhr gegen den FC Ingolstadt am Ball) noch an Dynamo vorbei auf Rang vier klettern.

Neuen Mut im Kampf um die winzige Aufstiegschance zu fassen, das wird für Dynamos Profis aber schwer. Robin Meißner konnte sich in Regensburg nicht über seine Maßflanke freuen, die Stefan Kutschke den Kopfball zum 1:0 ermöglicht hatte (54.): "Wir machen das 1:0, spielen aber 1:1. Das hat auch nicht so viel gebracht." Er gab zu, dass der Mannschaft nach dem Spiel am Mittwoch in Zwickau durchaus am Ende ein paar Körner gefehlt hatten, wollte das aber nicht als Ausrede gelten lassen. Die Truppe habe alles versucht, das selbst gesteckte Ziel aber nicht erreicht: "Wir wollten das Spiel gewinnen, haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht, aber im Endeffekt stehen wir mit leeren Händen da." Für ihn war der eine Punkt nichts mehr wert, denn er hilft Dynamo im Aufstiegsrennen nicht.

Regensburgs Trainer Joe Enochs war besser gelaunt, das 1:1 fühlte sich für ihn fast wie ein Sieg an: "Ich freue mich unheimlich, dass wir in der Lage waren, einen Punkt mitzunehmen." Der frühere Coach des FSV Zwickau erklärte: "Wir wussten, dass Dresden am Mittwoch gespielt hatte. Dass wir - wenn wir bis zur 90., 95. Minute Gas geben - uns belohnen werden. So ist es auch gekommen."

Heiko Scholz zeigte sich derweil unsicher, ob der Kräfteverschleiß seiner Mannschaft nur auf die anstrengende Pokalpartie am Mittwoch zurückzuführen war. Auf Nachfrage erklärte er dazu: "Das weiß ich nicht, aber es war ja augenscheinlich, dass wir es nicht zu Ende spielen konnten. Wir hatten ja drei, vier Möglichkeiten - so viele kriegst du ja auch nicht gegen Jahn Regensburg. Offensichtlich hatten wir mehrere Baustellen, was kräftemäßig war. Leider hat es nicht gelangt."

Ex-Dynamo Florian Ballas, der mit dem SSV Jahn nun auf gutem Wege ist, wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren, wollte seinen ehemaligen Verein in Sachen Aufstieg noch nicht abschreiben: "Es ist natürlich eine schwere Situation für Dynamo, aber ich glaube, dass es immer noch möglich ist, weil es immer noch Spiele gibt und Punkte, die man holen kann." In der Spitzengruppe fehle es an Konstanz: "Die, die neuen Mut geschöpft haben, verlieren auf einmal wieder, andere gewinnen. Daher muss man bis zum Ende alles geben. Dresden hat zwei erfahrene Leute an der Linie, jetzt gilt es, das in Leistung umzumünzen." Leicht werde es für Scholz und sein Team aber nicht: ",Scholle' hatte ich als Trainer auch mal eine Woche oder zwei, als ich in Dresden gespielt habe. Er kann das Rad naürlich auch nicht neu erfinden."