Leben auf dem Lande? Wenn beispielhafte Ideen aus allen Emmerthaler Ortsteilen gefragt sind
Source: DEWEZET
Author: Christian Branahl
Emmerthal. Die Erwartungen sind groß - auch bei Bürgermeister Dominik Petters als Ideengeber. "Zukunftswerkstatt Emmerthal" lautet das Projekt, für das noch in diesem Monat der Startschuss fällt. Für die Menschen in den 17 Ortsteilen der Gemeinde beginnt nun die Suche, das Leben auf dem Landes attraktiver zu gestalten. "Voneinander lernen", wenn es bereits erfolgreiche Initiativen gibt, von denen andere profitieren können, und "ein besseres Kennenlernen", nennt Petters als wesentlich Säulen, um damit ins Gespräch zu kommen. "Ich bin froh, dass es endlich losgeht", sagt der Bürgermeister.
Wie kann sich die Gemeinde in den nächsten Jahren entwickeln? Wo bestehen bereits bewährte Projekte? Best-Practice-Beispiele, wie sie Petters mit Blick auf erprobte Ideen nennt, die sich andere Ortsteile als Vorbild nehmen können? Und wie lassen sich dabei Ideen unterstützen, etwa indem ehrenamtliches Engagement gefördert wird? Das Gute: Die Gemeinde muss dabei nicht bei null beginnen. Nicht nur seit seinem Amtsantritt als Bürgermeister im November 2021 weiß Petters von guten Beispielen. Schon zuvor als langjähriger Kommunalpolitiker lernte er sie kennen.
"Definitiv: Da bewegt sich etwas", meint er. Für ihn als ein Paradebeispiel gilt der Dorfladen Grohnde, der auf fast zehn Jahre Geschichte zurückblickt, weil die Bevölkerung dort Verantwortung übernahm, um in Eigenregie einen Nahversorger erfolgreich zu etablieren. Und dabei sieht Petters eine Eigendynamik, um das Weserdorf weiterzuentwickeln. Eine längerfristige Perspektive nennt er nun die Bestrebungen, rund um die frühere Schule mit dem heutigen kleinen Supermarkt einen Dorfplatz als neuen Ortmittelpunkt zu schaffen.
Oder der Dorfverein Hajen: Unter dem Leitwort "Mitmachen - denn viele helfen viel!" erfreut er sich seit Gründung im Sommer 2021 eines großes Rückhalts, um an der Weser durch verschiedene Aktivitäten den Zusammenhalt zu stärken. "Eine gute Entwicklung" bescheinigt der Bürgermeister der Gemeinschaft. "Davon können andere lernen." Die Liste ließe sich fortsetzen. Ob bewährte Projekte oder der ganz am Anfang stehende neue Dorfverein in Bessinghausen - wichtig für Petters: Es müsse sich ein Netzwerk aufbauen, das die gesamte Gemeinde umfasse.
Und das soll mit professioneller Unterstützung geschehen, weshalb ein wenig Zeit vergangen ist. Immerhin handelt es sich um eine zentrale Aussage aus dem Wahlkampf des Bürgermeisters, die nun umgesetzt werden soll. Doch: Ohne finanzielle Unterstützung geht das nicht. Gelder der EU machen die Zukunftswerkstatt nun als Leader-Projekt möglich. Den Auftrag erhielt das Fachbüro "Mensch und Region" aus Hannover, das nach eigener Aussage über 30 Jahre Erfahrungen bei diesen Modellen verfügt.
Vier Workshops in den vier Ortschaften ab Ende Mai, eine große gemeinsame Veranstaltung für die ganze Gemeinde im August 2024 und wiederum vier anschließende Workshops in den einzelnen Ortschaften sind geplant. Damit machten die Bürger und Bürgerinnen Emmerthals "ihre Gemeinde zukunftsfest", teilt das Unternehmen mit. "Nach einer Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation darf groß und kreativ gedacht werden - es entsteht eine Vision des guten Lebens in der Gemeinde in einer nicht allzu fernen Zukunft", heißt es aus Hannover zu dem Projekt. "Darauf aufbauend werden Handlungsfelder und erste Projekte entwickelt, die konkrete Schritte hin zur Verwirklichung der Utopie einleiten."
"Dazu brauchen wir die Menschen", meint der Bürgermeister, dass das Ziel nur mit großer Unterstützung vor Ort möglich ist. Dafür werben auch die vier Ortsbürgermeister. Beispielsweise rief in der vergangenen Woche Ralf-Ulrich Böhm in der Sitzung des Emmerthaler Ortsrates dazu auf, sich an dem Prozess zu beteiligen. Noch fehle es an ausreichender Beteiligung, weshalb er die Werbetrommel rührte.
"Wir alle erleben es, dass sich unsere Ortsteile verändern - nicht immer zum Guten", verwies Böhm beispielsweise darauf, dass sich teilweise Vereine mangels Mitglieder auflösen müssen. Allerdings würden sich neue Projekte entwickeln. Umso wichtiger sei es zu sehen, was in den Orten möglich sei. Und dafür seien bei der Zukunftswerkstatt Ideengeber gefragt, nicht nur aus der Politik, dafür aber mit unterschiedliche Interessenlagen und als langfristig angelegtes Projekt mit Jüngeren. Ortsbürgermeister Böhm: "Die Veränderungen müssen von unten kommen."