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Fahrschulen aus Garbsen berichten: Deshalb wird der Führerschein immer teurer

Fahrschulen aus Garbsen berichten: Deshalb wird der Führerschein immer teurer

Source: HAZ – Hannoversche Allgemeine
Author: Emily Bader

Garbsen. Zwischen 2500 und 2800 Euro - so viel zahlen die Fahrschülerinnen und Fahrschüler der Fahrschule Kai Petersen in Garbsen aktuell im Schnitt für ihren Führerschein. "Innerhalb weniger Jahre hat sich der Preis um etwa 1000 Euro erhöht", sagt Petersen. Auch die Fahrschule Norbert Kallbach musste die Preise anheben: "Wir verzeichnen einen Preisanstieg um 30 Prozent innerhalb der vergangenen vier Jahre", sagt Fahrschulmitarbeiterin Martina Kallbach. Die Fahrschulen begründen diese Entscheidung mit den höheren Kosten für Mieten der Räumlichkeiten und Benzin. Doch es gebe auch weitere Faktoren, die dafür sorgen, dass Fahranfängerinnen und -anfänger immer mehr bezahlen, bis sie den Führerschein in der Tasche haben.

"Die Fahrschülerinnen und Fahrschüler fallen immer häufiger durch die Prüfung", sagt Kallbach. Und das ist nicht nur in Garbsen so: Noch nie scheiterten Fahranfängerinnen und -anfänger in Deutschland so häufig an ihren Führerscheinprüfungen wie heute. Laut Daten, die der Technische Überwachungsverein (TÜV) im März 2024 veröffentlicht hat, lag die Durchfallquote bei der theoretischen Führerscheinprüfung im Jahr 2023 bei 42 Prozent, bei der praktischen Prüfung bei 30 Prozent. Das ist ein Anstieg um zehn beziehungsweise vier Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2014. "Bis vor zehn Jahren hatten wir eine Durchfallquote von etwa 22 Prozent. Mittlerweile ist es das Doppelte", sagt Kallbach.

Diese Entwicklung hat auch finanzielle Folgen: Für die praktische Prüfung bezahlt man bei der Fahrschule Kallbach derzeit 170 Euro an die Fahrschule und 129 Euro an den TÜV. Für die Theorieprüfung werden 30 Euro für die Fahrschule und 25 Euro für den TÜV fällig. Bei Fahrlehrer Petersen sind die Kosten etwas anders verteilt, doch auch für seine Schülerinnen und Schüler bedeutet jede nicht bestandene Prüfung einen weiteren finanziellen Aufwand.

Die Gründe für die steigenden Durchfallquoten sind den Fahrlehrern zufolge vielfältig. Martina Kallbach beobachtet seit einigen Jahren eine sinkende Aufmerksamkeitsspanne der Fahranfängerinnen und -anfänger. "Die Schüler sind nicht mehr dazu in der Lage, sich länger am Stück zu konzentrieren. Es bleibt nichts mehr hängen." Sie macht die zunehmende Nutzung von Smartphones und Sozialen Medien für diese Entwicklung verantwortlich. "Die Schüler hören zwar zu, aber setzen nicht um, was man ihnen sagt", findet ihr Ehemann Norbert Kallbach. Er erklärt sich die höheren Durchfallquoten aber auch mit der vor etwa zwei Jahren eingeführten, EU-weit geltende Fahrprüfungsordnung. Seitdem seien die Prüferinnen und Prüfer deutlich strenger, findet er: "Früher musste man das Fahrzeug bewegen können. Heute muss man wirklich fahren können."

Auch Petersen ist der Meinung, dass die Prüfer heute strenger sind als früher. Außerdem werde mittlerweile ein elektronisches Prüfungsprogramm eingesetzt, das den Prüferinnen und Prüfern als Entscheidungshilfe dienen soll. Das Programm führe jedoch auch dazu, dass die Prüfungen länger dauern. "Dadurch können nicht mehr so viele Leute geprüft werden und immer mehr Prüflinge landen auf der Warteliste." Auch das wirke sich indirekt auf die Führerscheinkosten aus: Häufig würden Fahranfängerinnen und -anfänger, die auf der Warteliste stehen, zusätzliche Fahrstunden nehmen, um das Gelernte bis zur Prüfung nicht wieder zu vergessen.

Dazu kommen noch bürokratische Hürden: "Die Antragsbearbeitung bei der Fahrerlaubnisbehörde dauert heutzutage deutlich länger als früher. Teilweise werden Anträge acht Monate lang nicht bearbeitet", sagt Petersen. Martina Kallbach bestätigt diese Beobachtung. "Ich kann die Schüler erst dann zur Prüfung anmelden, wenn der Antrag da ist", erläutert Kallbach. Auch wegen der längeren Bearbeitungszeiten, würden die Schüler zusätzliche Fahrstunden nehmen, die bei einer schnelleren Bearbeitung der Anträge wegfallen würden, erklären die Fahrlehrer. Die Region führt dafür bisher zwei Gründe an: Zum einen seien mehrere Stellen unbesetzt, sodass insgesamt Personal fehle. Zum anderen habe sich die Zahl der Anträge im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit verdoppelt.

Einen Rückgang der Schülerzahlen kann Kai Petersen trotz der steigenden Kosten noch nicht beobachten. Auch bei den Kallbachs sind die Zahlen aktuell stabil. Dennoch blickt Petersen skeptisch in die Zukunft: "Ich befürchte, dass weniger Fahrschüler kommen, wenn weiterhin alles teurer wird. Irgendwann wird der Führerschein zum Luxusgut. Welche Person, die ein Ausbildungsgehalt bekommt und nicht von den Eltern oder Großeltern unterstützt wird, kann sich einfach so einen Führerschein leisten, der über 3000 Euro kostet?"