Ein Spalier, ein paar Tränen und nach der Schnelldusche ab nach Prag
Source: TLZ - Thüringische Landeszeitung
Author: René Röder
Geraberg. Fußball-Thüringenliga: SpVgg Geratal besiegt zum Abschluss Absteiger FSV Ohratal 06 mit 5:2
Die SpVgg Geratal verabschiedete sich mit einem 5:2-Sieg über den FSV 06 Ohratal zünftig aus einer durchwachsenen Thüringenliga-Saison. Gegen die als Absteiger feststehenden Kicker aus dem gerade einmal 18 Kilometer entfernten Ohrdruf, bestimmten die Gastgeber das Geschehen zwar deutlich, gerieten aber zunächst nach drei eigenen Chancen in Rückstand, als der Ex-Ilmenauer Igbariy sehenswert in den rechten Winkel zum 0:1 abzog (16.). Nicht minder schön, der Ausgleich, bei dem Zachert nach Sennewald-Querleger trocken aus 18 Metern vom rechten Strafraumeck den Ball passgenau links ins Dreiangel zirkelte (33.). Turbulent war dann der Vorpausenendspurt. Zunächst rempelte Linse Ex-Regionalliga-Spieler Schack (Rathenow, Bischofswerda) aus dem Strafraum ins Toraus - Strafstoß. Und den boxte Keeper Nils Bradsch gegen Reinhold weg (41.).
Mit Wiederbeginn der große Auftritt vom Maximilian Zachert, der erst Brömels Eingabe von rechts ins Tor hob (50.), dann einen Sennewald-Ableger trocken über Ohrdrufs Keeper Apel zum 3:1 ins Tor zog (71.). In der Schlussphase gelang dem nach Teichel wechselnde Niklas Kluge sein Abschiedsgeschenk an den Verein ins äußerste linke Eck zum 4:1 (85.) und auch Oskar Sennewald zauberte mit einem "Strich" ins rechte Eck (88.) noch einmal, bevor wieder Igbariya (90. +1) den Torreigen zum 5:2 abschloss.
Geratals Coach Robin Keiner war am Ende mit dem Spiel zufrieden. "Schöne Tore und verdienter Sieg." Beim Saisonfazit war er kritischer: "Wir sind jeweils schwer in die Runden gekommen, haben unsere Punkte erst in der Mitte und am Ende geholt, aber standen im Vergleich zur Vorsaison nie unter dem Strich der Abstiegszone."
Nun steht ein Umbruch bevor. Sechs Abgängen mit Louis Schlundt, Niklas Kluge, Yannek Mähr, Tom Kuntzsch, Joaquin Nanez und Christopher Thurau stehen vier Neue plus vier A-Junioren aus den eigenen Reihen gegenüber. "Im Großen und Ganzen sind wir uns mit allen einig. Ende der Woche steht die Mannschaft für die kommende Saison", so Keiner. Das muss sie eigentlich auch, weil die Sommerpause in diesem Jahr sehr kurz ist. Trainingsstart ist bereits am 29. Juni, einen ersten Test gibt es am 6. Juli gegen Herpf. Fünf Spiele sind geplant, bevor Anfang August die neue Saison startet. "Mehr als Platz zehn soll es 2025 werden. Wir haben Steigerungspotenzial und das packen wir nun an."
Das Gros der Spieler entschwand nach der Schnelldusche ebenso schnell Richtung Prag, wo die Gerataler übers Wochenende im Palladium unterkamen. "Mallorca war zu teuer, Prag ist auch richtig klasse", freute sich Kapitän Christopher Thurau, der mit 34 Jahren schweren Herzens Abschied nahm. "Die Jungs versuchen mich zwar immer wieder umzustimmen. Ich bin Vater geworden, wohne in Erfurt, möchte mich mehr um meine Familie kümmern und auch die Sprunggelenke schmerzen inzwischen nach jedem Spiel. Der Zeitpunkt, kürzerzutreten, ist gekommen", so Thurau, bei dessen Auswechslung seine Spieler sich spontan zum Spalier aufreihten und beim Routinier die Augen etwas feucht werden ließen.
Riesig ist der Aderlass beim FSV 06 Ohratal. Trainer Tom Dziony wird Coach bei Fahner Höhe. Zehn Spieler gehen. Darunter Wilhelm Heun sowie der ehemalige Regionalliga-Keeper Julian Knoll (FC Rot-Weiß, Altglienicke) zum SV 09 Arnstadt. Kurios: Letzterer stand gegen Geratal 40 Minuten als Feldspieler auf dem Platz, spielte nicht schlecht und war danach völlig platt. Knoll schloss schnell aus, bei den Nullneunern künftig auf Torejagd zu gehen. "Nein, nein, mein Platz bleibt im Tor", entgegnet der Ohrdrufer, dem der Abschied von seinem Heimatverein sichtlich schwerfiel. "Ich möchte deshalb auch im Moment nicht mehr sagen, das ist alles zu emotional", so der 1,90-Meter-Hüne mit der Nummer 99, seinem Geburtsjahr, die ihn auch nach Arnstadt begleiten wird.