Ein Kurztrip in die Vergangenheit: Ebergötzen zu Fuß entdecken
Source: GT - Göttinger Tageblatt
Author: Nadine Eckermann
Ebergötzen. Warum schauen Menschen Sonntagmorgens Heimatfilme oder Märchen an? Ist doch klar, um dem Alltag zumindest einmal für eine Stunde zu entfliehen. Das machen wir bei der heutigen Tour auch, allerdings ganz und gar ohne Flimmerkiste, dafür zu Fuß. Es geht auf eine absolut familienfreundliche Runde durch Ebergötzen. Wanderung wäre zu hoch gegriffen, eigentlich unternehmen wir einen Spaziergang. Der Untergrund ist auf dem gesamten Weg eben und rollstuhl- sowie kinderwagengeeignet.
Wir starten vom Parkplatz hinter dem Europäischen Brotmuseum aus. Dort kann man das Auto oder auch das Fahrrad abstellen, denn die heutige Route wäre auch geeignet, um einen kleinen Abstecher zu Fuß zu machen, während man eine Radtour beispielsweise zum Seeburger See unternimmt. Die Anreise mit dem Bus ist über die Linien 160 (Landesbus Göttingen - Duderstadt), 170, 171 und 172 möglich.
Der "Einstieg" in unsere Runde ist überall zwischen Brotmuseum und Wilhelm-Busch-Mühle möglich. Auch muss man sich nicht sklavisch an einen bestimmten Weg halten, sondern kann sich einfach der Dorfidylle hingeben: Die wichtigen Punkte erwischt man im Grunde automatisch. Erkennbar sind sie, wenn es um das 2018 installierte "Entdecke Ebergötzen zu Fuß" geht, an Infotafeln, oft in der Nähe von Sitzgelegenheiten, was für Familien eine ideale Kombination darstellen dürfte. Die erste "Haltestelle" unserer Entdeckungstour behandelt das Thema "Strom aus Wind und Wasser". So werden die Funktionsweisen von Windrädern und Wasserkraftwerken erklärt. Auch werden die kleinen Entdeckerinnen und Entdecker aufgefordert, es der Natur gleichzutun und den Wind zu nutzen, um einen Pflanzensamen zu verbreiten. Auf die Pusteblume, fertig, los!
Weiter geht es entlang der Aue - Achtung, das Betreten der Brücken ist untersagt! - über die Bergstraße. Überall plätschert es, zudem gibt es reichlich Pflanzenkunde zu betreiben. Schließlich erfahren wir einiges über die Mühlen in Ebergötzen. Wir erfahren, dass es einmal mehrere waren, heute aber nur noch eine erhalten ist. Früher habe fast jedes Dorf eine Mühle gehabt, heißt es.
Apropos früher: Auch über das Ebergötzen um 1900 gibt es einiges zu erfahren. Wie zum Beispiel das Arbeitsleben, auch das der Kinder, aussah, und seit wann der Postbus fuhr. Und wir erfahren, woher vermutlich das Wort "verhökern" kommt: Auf der Infotafel ist vom "Hokenhändler", dem Gemischtwarenhändler, die Rede. Dazu gibt es jede Menge historische Fotos. Die Tafel erklärt auch, wie viele landwirtschaftliche Betriebe einst in Ebergötzen existiert haben. Schaut man sich den Ort an, sind hin und wieder noch Anzeichen dafür erkennbar. Aber auf die Zahl 173 wäre niemand von uns gekommen. So viele Betriebe waren es wohl 1912.
Vorbei an Milchkannen, am Wasser entlang und über eine Brücke geht es weiter. Und immer wieder Wilhelm-Busch-Figuren! Aufgemalt und geschnitzt finden sie sich unterwegs im ganzen Dorf. Natürlich ist ihnen und ihrem Schöpfer auch eine Tafel des Rundgangs gewidmet.
Ganz und gar steht er im Mittelpunkt des Museums, das man ihm in der Wilhelm-Busch-Mühle eingerichtet hat. Das Mühlrad dreht sich übrigens ebenso wie das am Brotmuseum. Dienstags bis sonntags ist von 10.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Es gibt viel zu entdecken in der ehemaligen "Bachmannschen Herrenmühle".
An die Familie Bachmann wird auch im Mühlengarten nebenan erinnert, wo am Rande praller Blütenpracht und in der Nachbarschaft zu einem großen Insektenhotel ein Grabmal steht. Der Mühlengarten ist toll geeignet, sich mit dem Prinzip der Bauerngärten hautnah zu beschäftigen. Abgesehen davon ist er mit seiner Laube und der "Liebesbankecke" einfach ein idyllischer Ort. Zuletzt schauen wir uns noch in der Mühlenscheune um, wo unter anderem historische Maschinen wie eine Eichsfelder Dreschmaschine aus dem Jahr 1859 ausgestellt sind.
Auf dem Weg zum Brotmuseum begegnen wir immer wieder Wilhelm Busch: am Hotel "Wilhelm-Busch-Stuben" und an der Schule beispielsweise. Dann gelangen wir durch eine Allee zum Museumsgelände, auf dem sich außer dem Museum ein Getreide- und Heilpflanzengarten, eine Wind- und Wassermühle und eine Parkanlage befinden. Geöffnet ist dienstags bis sonnabends von 9.30 bis 16.30 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 9.30 bis 17.30 Uhr. Auch gibt es Gelegenheit, ein gastronomisches Angebot wahrzunehmen.
Zum Abschluss schlendern wir über einen Weg, an dem uns Infotafeln über den "Lebensraum Aue" aufklären, bevor wir unseren kurzen, aber ereignis- und lehrreichen Spaziergang wieder am Parkplatz beenden.