Vom Model zum Filmstar - Dackel Hektor aus Eilenburg spielt bei Soko Leipzig mit
Source: LVZ - Leipziger Volkszeitung
Author: Kathrin Kabelitz
Bad Düben/Eilenburg. So richtig will Hektor dem Lockruf von Frauchen an diesem sonnigen Vormittag mitten in der Woche eigentlich nicht folgen. Genügsam trottet der sechs Jahre alte Zwergdackel lieber zum Schlafplatz im Wohnzimmer. Mit ein paar Käsewürfeln würde Susanne Zeising ihren Vierbeiner jetzt spielend leicht aktivieren können. Doch die Eilenburgerin gönnt ihm die Ruhe. Schließlich stehen ihm insgesamt vier Drehtage bevor. Hektor ist der tierische Star in der 500. Folge der ZDF-Krimireihe "Soko Leipzig", die gerade in der Messestadt, unter anderem in Markkleeberg, gedreht und im Herbst ausgestrahlt wird.
Was genau der Dackel alles machen muss, weiß die 40-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Dietmar Telligmann von der gleichnamigen Tierschule in Eilenburg-Wedelwitz, den sie schon länger kennt, hat den Kontakt vermittelt. Für Hektor ist es nicht der erste TV-Dreh, er hatte bereits eine Rolle in der deutsch-schweizerischen Neuverfilmung "Räuber Hotzenplotz", die 2022 in die Kinos kam. "Meist sind es solche Dinge wie Bellen auf Befehl, von A nach B durchs Bild laufen, auf den Schoß einer Person springen oder sich auf Kommando hinlegen", sagt die sechsfache Mutter, die als Consultant im Projektmanagement in der Fahrzeugindustrie arbeitet. Mittlerweile ist klar, dass Hektor diesmal unter anderem einen verletzten Hund spielen wird.
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Wie aber kommt ein Dackel zum Film? Über Umwege oder anders gesagt: Erst mal wird er Model. So war es zumindest im Fall von Hektor. "Freunde von uns haben Windhunde und nähen für diese. Als dies auch für Dackel angeboten werden sollte, suchten sie ein Model. Und das war dann Hektor, der mit der Hundemode eingekleidet vor der Kamera stand", erzählt Susanne Zeising. Über Dietmar Telligmann schließlich kommt der Kontakt zu den Filmleuten zustande: "Und als jetzt wieder ein Dackel gesucht wurde, hat er mich angerufen. Sie wollen Hektor."
Viel können muss der Hund erst mal nicht. "Er muss aber einen gewissen Grundgehorsam haben, sich dabei frei bewegen können. Und er darf kein verzogener Sofa-Dackel sein, die Bindung zum Hund muss schon da sein", erzählt Susanne Zeising, die seit ihrem 14. Lebensjahr Hunde hat. Wer sich einen Dackel halte, der wisse genau, dass sie sehr stur sein können. Da müsse man schon auf ein ausgewogenes Hund-Mensch-Verhältnis achten. Was der Hund brauche, seien kurze knappe Signale. "Ein Handzeichen, Blickkontakt oder ein kurzer Ruf müssen reichen." Zwar achten Tiertrainer Telligmann und Susanne Zeising drauf, dass der Hund nicht überfordert wird und die maximale Drehzeit pro Tag eingehalten wird. "Er zeigt es aber auch deutlich, setzt sich hin und wendet der Umgebung sein Hinterteil zu."
Neben Hektor, der bei ihren größeren Kindern lebt, gehören auch die erst in diesem Jahr geborenen Dackel-Welpen Hazel und Avani zur Familie sowie ein Magyar Viszla, der so wie Hektor über die Tierschule zum Einsatz kommt. Eigentlich sollte nur ein kleiner Hund zur Familie stoßen. Letztlich aber konnte sich Susanne Zeising dem sprichwörtlichen Dackel-Blick der Kleinen nicht entziehen. Und als ihr Mann zustimmte, nahm sie eben beide. Ob die beiden auch mal für Filme angeheuert werden, weiß sie nicht. An einem Drehtag will sie die beiden mit zum Set nehmen, Film-Luft schnuppern. Das eine oder andere Signal, etwas zu tun, lernen sie bereits: "Sie sind eigentlich jetzt schon immer im Trainingsmodus."
Ins rechte Licht der Kamera gerückt zu werden, gönnt die Eilenburgerin ihrem Vierbeiner gern. Sie selbst hält sich da eher zurück. Gern nimmt sie aber an, dass dank Hektor der Kontakt zu den Filmgrößen der Branche fast spielend gelingt. Til Schweiger, Moritz Bleibtreu, Christiane Paul oder Heino Ferch fallen ihr spontan ein. Mit manchem hat sie ein Selfie machen können, natürlich mit Hund. Und wenn die Stars auch noch Käsewürfel parat haben - sind sie für Hektor eh die Größten.
Susanne Zeising, die bis vor Kurzem auch noch einen Windhund hatte und Mitglied im Windhundclub Eilenburg ist, nutzt jede Gelegenheit gern, um Gleichgesinnte zu treffen. So in der Dackelgruppe in Bad Düben, der sie seit Kurzem angehört, beim Dackelrennen in Melpitz oder beim Nicht-Windhunderennen im Eilenburger Bürgergarten. Die Eilenburgerin räumt aber freimütig ein: "Hektor ist eher Schauspieler und Model, da geht es weniger um Geschwindigkeit." Aus Spaß an der Freude aber macht sie gern mit. Am 14. September steht das nächste "Rennen" an.